8. (Lebens-) Notwendiges...


Lebensnotwendiges - oder: die Zivilisation hat uns wieder…

 

Am Mittwoch rief ich erst einmal bei

Shaw an und meldete das Telefon, Kabel und Internet an. Ganz unkompliziert ließ sich das regeln und ein Techniker sollte am Freitag zwischen 9 und 13 Uhr kommen, um alles einzurichten!!

WOW…da könnten sich die Telekomiker  mal eine Scheibe abschneiden…

Der Strom wurde – auch telefonisch – bei Enmax angemeldet und das Gas meldete ich bei DirectEnergy an!

Ich war begeistert, dass hier alles so einfach war!!

Wichtig ist später vor allem bei einigen anderen Institutionen (z.B. für das Umschreiben des deutschen Führerscheins in der Licensing Company - weitere Details dazu später), das man einen „Proof of Residency“ vorweisen kann – als einen schriftlichen Beweis, wo man wohnt! Die Rechnung des Energielieferanten oder der Telefongesellschaft erfüllt diesen Zweck wunderbar!!

 

Wir fuhren noch einmal nach WALMART um einen kleinen LCD-Fernseher zu kaufen und eine Radio mit CD-Player! Dann mussten noch zwei Radiowecker für uns und 
Robin her und ein Fön für mich! 

Eines der wichtigsten Dinge an diesem Tag war allerdings, dass wir Kontakt zu dem zuständigen Spediteur aufnahmen, wann unser Container geliefert werden konnte!

Unsere Überseespedition Hartmann in Bremen hatte uns mit allen notwendigen Telefonnummern versorgt, so dass es kein Problem war die hier in Calgary ansässige Spedition WILLIAMS zu erreichen. Der zuständige Disponent war sehr freundlich und wollte versuchen, unseren Container direkt am nächsten Tag liefern zu lassen – leider haute dies nicht mehr hin. Zu kurzfristig!

Aber am Freitag, direkt um 11 Uhr Vormittags sollte er geliefert werden…na das war ja schon mal ein Lichtblick!!

 

Der allerwichtigste Termin an diesem Tag, war der Besuch in Michaels neuer Firma!

Als wir zum verabredeten Zeitpunkt dort eintrafen, war der Geschäftsführer gerade dabei mit einem IT-Spezialisten telefonisch den Firmencomputer zu konfigurieren…doch das war nicht das Seltsamste: das Büro war fast leer!!!

Überall standen Kisten, fertig für den Abtransport. Mehrere Schreibtische und Stühle fehlten, sowie einige andere Einrichtungsgegenstände, die im Januar noch da gewesen waren!

 

Mich durchfuhr ein eisiger Schreck: wurde diese Filiale hier geschlossen???

Es sah fast so aus…

Das hatte uns ja grade noch gefehlt: grade hier angekommen und nun konnten wir wieder nach Hause fliegen, oder was??

 

Der Geschäftsführer Matt begrüßte uns erst einmal herzlich und erklärte uns dann, dass er zum Ende der Woche die Firma verlassen würde um eine bessere Stelle in einer anderen großen Malerfirma in Calgary anzutreten!

Na klasse…

 

Es war für uns unter anderem natürlich auch ein Grund gewesen, die Firma zu wählen, gerade weil dort eben ein deutscher Geschäftsführer die Firma leitete!!

Nun, man versicherte uns dann erst einmal, das alles beim Alten bliebe und der Vorarbeiter erst einmal die Geschäfte weiter führen würde, bis ein neuer Geschäftsführer aus der Hauptfiliale in Winnipeg eintreffen würde!

Der Vorarbeiter kam etwas später auch hinzu und bemühte sich uns beruhigen. Es würde schon alles klappen – wir sollten uns mal keine Sorgen machen!

Sehr beruhigend war das aber nicht…

 

Wir hörten dann noch einige Anekdoten der hier arbeitenden deutschen Kollegen und Chef und Vorarbeiter schütteten sich förmlich aus vor Lachen, wenn über den einen oder anderen Fehler der Leute geredet wurde - wir fanden es allerdings nicht lustig, wie die beiden sich die Mäuler zerrissen und wir verabschiedeten uns nach einiger Zeit, mit dem Hinweis, wir müssten einfach noch was erledigen…Michael sollte also am nächsten Montag anfangen, dass gab uns natürlich etwas Luft, das Haus einzurichten und alles soweit in die Wege zu leiten, dass Micha beruhigt arbeiten gehen konnte!

 

Am nächsten Tag fuhren wir zu Marlboro Mall, denn wir mussten eine  Sozialversicherungsnummer beantragen!

In Kanada gibt es zwar keine Meldepflicht (sprich: Einwohnermeldeämter), aber speziell im Bereich der Sozialversicherung muss man sich doch anmelden. Eine Sozialversicherungsnummer benötigt man nicht nur, um arbeiten zu können. Die SIN-Nummer ist die Kontonummer für alle Sozialabgaben und die Steuernummer, und wird daher auch bei den Banken verlangt, wenn ein Konto eingerichtet oder ein Kredit beantragt werden soll. Die Sozialversicherungskarte kann in jedem Service Kanada Center der Bundesregierung persönlich beantragt werden, dann geht es gewöhnlich schneller. Diese Büros findet man in der Stadtmitte im Harry Hays Gebäude der Bundesregierung, sowie in Nord-, Ost- und Süd-Calgary. Für telefonische Informationen und Auskünfte ruft man das regionale Call-Center des Arbeitsamtes HRDC und des Rentenbüros unter 1-800-206-7218 an.

(Quelle: Deutsche in Calgary, Norbert Franzen)

 

Während wir also -  nach einer kurzen Anmeldung an der Rezeption – in der Wartezone darauf warteten aufgerufen zu werden, fiel mir ein Mann in unserem Alter auf, der einen deutschen Reisepass in der Hand hielt und wartend auf und ab lief. Er trug eine Jeansjacke, hatte kurze wellige graumelierte Haare, einen ziemlich großen Schnauzer und ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen. Ich stieß meinen Mann an „Guck mal ein Deutscher“ ! Als er in unsere Richtung kam unterhielten wir uns extra lautstark – natürlich in Deutsch! Es dauerte nicht lange, da kam er auch schon lachend auf uns zu!

Wir stellten einander erst einmal vor -
er hieß Dietmar und kam aus Berlin! 



Er war alleine hier und seine Frau würde in einigen Wochen nachkommen, wenn sie zuhause alles geregelt hatte!

Dietmar ist Heavy Duty Mechanic und arbeitet bei einer großen Schwermaschinen-Company!

Wir tauschten noch schnell Telefonnummern aus - da wurden wir auch schon aufgerufen...

Es verlief ziemlich unkompliziert. Michael musste sein Work Permit kopieren lassen und seinen Wohnort angeben. Ich bekam leider noch keine SIN (Social Insurance Number), da ich nur ein Visitor Visa hatte (Besucher Visum)! Der nette Beamte machte uns dann noch mal klar, das wir die Nummer gut aufbewahren müssen und das sie außer die Bank und den Arbeitgeber niemanden etwas angeht!!

Die Karten mit der SIN sollte uns in 8 bis 10 Tagen zugeschickt werden!

Wieder was geschafft!!!

Wir verabschiedeten uns noch von unserem neuen Bekannten und fuhren nach Hause!

Nach Hause – wie sich das an hoerte…aber ja, wir waren jetzt hier Zuhause!!

 

 

 
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