1. Die ersten Tage
Die ersten Tage in Calgary...
Als ich morgens, Punkt 9:00 Uhr, die Augen öffnete war mir noch nicht wirklich klar, dass wir nun in Kanada waren. Es war ziemlich düster im Zimmer und nur ein kleiner Spalt im Vorhang ließ einen hellen Sonnenstrahl hinein.
Draußen war das tollste Wetter: Sonne, strahlendblauer Himmel und ca.35cm Schnee - WOW!!!
Erst mal eine Kaffee in der hoteleigenen Kaffeemaschine gemacht, dann Michael und den Sohnemann geweckt.
Dann kam der Moment der Wahrheit: Michael musste eine Zigarette rauchen - und das in einem Nichtraucherzimmer!
Was das bedeutete?? Dicke, warme Sachen anziehen und ab vor das Hotel - denn im ganzen Hotel herrschte Rauchverbot!
Ich fand es lustig, wie er bibbernd in der Kälte stand und sich an seiner Zigarette festhielt – er wohl weniger...
Nachdem wir - sozusagen - tageslichttauglich waren, gingen wir in das hoteleigene Grillrestaurant "Moxie's" um zu frühstücken - na das war ne Erfahrung!!
Das erste Mal mussten alle Englischkenntnisse zusammengekramt werden, um für uns ein einigermaßen gutes Frühstück zu bestellen.
Da merkten wir mal wieder, dass hier in Kanada auch in der Küche die Uhren anders liefen: Auf der Karte sah alles nach einem Mittagessen aus - aber nicht nach Frühstück!
Deftige Rühreier mit Frühlingszwiebeln, Schinken, gebuttertem Toast, Erdbeermarmelade und ein riesiger Pott Kaffee - der ständig nachgefüllt wurde. Für die Kids gab es Pfannkuchen, Eier, gebutterter Toast, Schokoladenmilch, Minipizza....unglaublich!!
In Deutschland würde man direkt die Weight Watchers zu Hilfe rufen. Die nette Kellnerin erklärte uns dann - als sie merkte, das wir ziemlich verständnislos auf der Karte rumsuchten - das in Kanada eben deftig gegessen würde, es müsste schließlich den ganzen Tag reichen...
Aaaah ja. Gut zu wissen.
Nach dem (zugegeben teuren) Frühstück - wir waren wie zu erwarten pappsatt - haben wir erst einmal das Hotel inspiziert. Es gab einen Pool mit Saunabereich, ein Büro mit mehreren Computern und - Internetanschluss!!
Hach, die Verbindung in die Welt stand uns also auch hier zur Verfügung - und das kostenlos!!
Dank der "tricky" Telefonkarte aus Montreal konnten wir vom Zimmer aus super günstig telefonieren. Wir haben erst einmal Christiane Z., meine Bekannte aus Leverkusen, angerufen, die mit Ihrer Familie seit Oktober in Edmonton lebt. Sie haben in Leverkusen ein Suppenrestaurant ("Die Suppenterrine") geführt und sind nun auch der besseren Zukunft gefolgt und nach Kanada gegangen. Christianes Mann Dirk arbeitet nun als Koch im „Sawmill“-Restaurant (www.sawmillrestaurant.com) und soll bald ein neues Restaurant selbständig als Chefkoch leiten!
Wir haben vor, nach drei Tagen nach Edmonton zu fahren, um dort Silvester mit unseren Bekannten zu feiern, die wir bisher nur über Internet und von Telefongesprächen her kannten.
Den Kontakt schloss vor einigen Monaten der Einwanderungshelfer Thomas Hess aus Edmonton, den wir um Hilfe baten, als die Damen von "Immigration R us" uns wohl nicht wirklich weiterhelfen konnten oder wollten. Er gab uns einige Tipps und wollte versuchen, Michael einen Job in Edmonton zu besorgen. Wir fanden dann aber selber den Job in Calgary und somit war seine Hilfe nicht mehr nötig! Er erzählte Christiane von uns und eines Tages rief sie mich einfach an!
Wir verstanden uns sofort und so begann eine "Fern-Freundschaft", die nun endlich ein lebendiges Gesicht bekommen sollte...
Da wir in Deutschland keinen Mietwagen mehr buchen konnten, wollten wir es vor Ort versuchen!
Gleich um die Ecke war ein Mietwagenverleih, aber dort war nichts zu machen, da wir keine Kreditkarte besaßen - selbst eine hinterlegte Kaution wollten Sie nicht zulassen!
Was nun? Ich fragte im Hotel nach und man riet uns mit dem Bus zu fahren - dem Greyhound!
Keine 10 Minuten von unserem Hotel war eine Busstation, von wo aus man direkt bis nach Edmonton fahren konnte - aber um welchen Preis?? Die verlangten Unsummen für diese Fahrt, ca. 180,-$ pro Person und für unseren Sohn auch noch mal 80,-$ - und das nur für die Hinfahrt!!
NO WAY!!!!
Wir sind doch nicht Rockefeller!
Dann bleiben wir eben in Calgary. So!!
Irgendwo werden wir unser "Zeitloch" schon verbringen. Aber konnten wir noch 3 Tage dazu buchen? Hatte dieses Hotel hier noch Zimmer frei? Oder das nächste Sandman Hotel in Downtown?
Nachdem das Hotel für 3 Übernachtungen 400 Dollar und 150 Dollar Sicherheitsleistung - zahlbar mit Kreditkarte - (wofür?? wir zerlegen doch nicht eben mal unser Zimmer...tz,tz,tz...) von uns wollte, überlegten wir krampfhaft nach einer Alternative!
Verdammt....es mußte doch möglich sein, hier in Calgary noch ein Hotel oder so zu bekommen, ohne gleich Organe gegen Geld spenden zu müssen, um das Zimmer auch bezahlen zu können...
Christiane war diesmal unsere Retterin, denn die brachte uns darauf im Internet mal nach einem urigen Bed&Breakfast zu suchen - die waren erschwinglich und man bekam sogar ein deftiges Frühstück inklusive!!
Gesagt, getan!
Eine halbe Stunde vor dem Auschecken, fand ich ein total hübsches Bed&Breakfast, direkt am Bow-River, welches 300,-Dollar
(und das bar auf die Hand!!) inlusive Frühstück kostete: das
Schnell dort gebucht, checkten wir aus und liessen uns dorthin fahren!
Auf den ersten Blick war es eben ein verwinkelter Bau mit netten Gardinen und vielen Blumengestecken auf den Fensterbänken!
Es öffnete uns ein sehr großer, sehr freundlicher Kanadier mit weißem Haar und Pferdeschwanz "Ah, you are the Germans, ey?" Das war also Merril, unser Wirt! Er und seine Frau betreiben die Pension schon sehr lange...
Als wir in unseren Bereich geführt wurden, fand ich es auf Anhieb sehr gemütlich - obwohl die Räume eher einer Puppenstube für Erwachsene glich: Überall gehäkelte Deckchen, Seidenblumen und Gestecke, Magazine von "Oprah" und "Country-Living", einen Kamin, ein Whirlpool ("Hot-Tub") im Wohnzimmer, ein Billardtisch, viele, sehr viele Bücher, Spielesammlungen, Porzellanpuppen, Teddies, Porzellannippes... aber alles sehr gepflegt und sehr sauber!
Das Beste war die Aussicht auf den Fluss, denn die Pension besaß ein großes Deck, direkt über dem Fluss! Unglaublich..
Der Garten hatte drei Pavillions, eine Veranda, einen Grill - und war tief verschneit! Im Sommer mußte das einfach traumhaft hier sein...
(Pssst....Sommerfotos des B&B in der Galerie!!)
Wie wir Silvester verbracht und wen wir so alles in Calgary getroffen haben, erzähle ich Euch im nächsten Teil...