6. Das neue Haus
Die Ankunft in unserem neuen Leben
Als wir unser Gepäck geholt und den Zoll ohne Beanstandung überstanden hatten, gingen wir durch den uns schon bekannten steinernen Gang Richtung Ausgang und das pralle Leben schlug uns entgegen:
Unmengen von Menschen standen – teilweise Namensschilder hochhaltend – wartend vor der Sicherheitszone oder begrüßten lautstark die grade Angekommenen.
Es war doch tatsächlich ein komisches Gefühl, wieder hier zu sein – aber ein tolles Gefühl!
Während sich meine Männer einen naturgepressten Obstsaft gönnten, tauschte ich bei der mobilen Wechselstube einen Teil unseres Bargeldes um – wie ich hinterher erst sah, machte die nette Dame – die unglaubliche Schwierigkeiten mit dem Geldzählen hatte J - einen ordentlichen Gewinn von fast 400,- EUR mit ihrem eher Euro-ungünstigen Wechselkurs…na, man kann halt nicht alles haben!!
Danach rief ich von einem öffentlichen Telefon den Bruder unserer Vermieterin an (sie weilte in Hong Kong bei ihrer Familie!!), um ihm mitzuteilen, dass wir uns nun auf den Weg zu unserem gemieteten Haus machen würden um ihn dort zu treffen!
Richard sicherte uns zu, dass er sich sofort auf den Weg machen würde.
Es war mittlerweile 20:30 Uhr…
Übrigens – ein Haus von Deutschland aus zu mieten war gar nicht so einfach, wie man vielleicht denkt!
Ein Haus zu finden war eher leicht - es gibt ja diverse Mietportale, wo man sich praktisch ein Haus nach seinem Geschmack und in seiner bevorzugten Wohngegend aussuchen kann:
www.rentfaster.ca, www.homerent.ca und http://calgary.craigslist.ca/ gehören dazu!
Unser Haus fanden wir in RentFaster.
Schoen und gut.
Dann versucht man den Vermieter mit einer möglichst netten und ansprechenden Email zu überzeugen, dass man genau der Mieter sei, den er schon immer gesucht hat!
Und was passiert?
Keine Antwort!!
Es war zum Haare raufen…
Irgendwie schienen mich die Kanadischen Vermieter zu ignorieren…
Eine liebe Bekannte aus der großen, weiten Yahoo-Messenger-Welt (Noch mal vielen Dank fuer den Tipp an Nadege!!! J) meinte dann, es läge an meiner deutschen Emailadresse!!
Wie bei uns in Deutschland fast alle englischen Emails im SPAM-Ordner landen - besonders die mit Viagra-Bestellschein oder dem netten Angebot zur Penisverlaengerung – Würden eben auch in Kanada ein Grossteil aller fremdsprachigen Emails im Kanadischen SPAM-Ordner landen…
Hmmmm….das machte Sinn!!
Also richtete ich mir über Yahoo Canada eine kostenlose kanadische Emailadresse ein und prompt bekam ich auch Antworten der verschiedenen Vermieter oder Hausbesitzer, die ich angeschrieben hatte.
Katie – unsere spätere Vermieterin – kam sehr sympathisch rüber und war auch sehr daran interessiert, mehr von uns zu erfahren!
Allerdings wollte sie auch nicht unbedingt an Leute vermieten, die sie noch nie gesehen hatte…
Sie machte einen Vorschlag:
Sie fragte, ob ich eine Webcam hätte und ob wir nicht Abends (unserer Zeit) eine Videokonferenz mit ihr und der ganzen Familie machen wollte!
Welch geniale Idee!!!
Wir verabredeten uns also für den nächsten Abend und ich sauste am folgenden Morgen los um mir eine Webcam zu besorgenJ!!!
Die Videokonferenz war eine tolle und sehr lustige Sache, weil niemand so recht wusste, was er den anderen fragen sollte! Aber das machte nichts – sie lernte uns kennen und schrieb mir am nächsten Tag, wie nett sie uns gefunden hatte!
Allerdings waren noch zwei andere Familien mit im Rennen und sie wollte 2 Tage Bedenkzeit, um uns ihre Entscheidung mitzuteilen…
Nun, was soll ich sagen – wir machten das Rennen und haben einen guten Fang gemacht mit unserer Vermieterin, die wir bis heute leider nicht persönlich getroffen haben!!
Alles was das Haus betrifft, regelt Richard, ihr Bruder!
Ein netter Kerl in unserem Alter mit einer ebenso netten und freundlichen Frau – Asiaten (Chinesen) eben, denen das Lächeln schon mit in die Wiege gelegt worden war!
Richard sollte uns also am Haus in Harvest Hills erwarten und die Schlüssel-Übergabe managen. Das Taxi brachte uns in knapp 10 Minuten in unsere neue Community, die zu den neueren Wohngegenden in Calgary gehört und tatsächlich stand schon ein Wagen vor dem Haus: Richard!
Er schloss auf und führte uns erst einmal in unser neues Zuhause.
Beeindruckend war das Haus schon und ich war gespannt, ob es auch so toll war, wie es im Internet ausgesehen hatte…
Wir waren begeistert!!
Es war sauber, in sehr gutem Zustand und es gab eine Menge im Innern zu sehen und zu entdecken – unter anderem einen Wäscheschacht im Schlafzimmerschrank, der direkt in das Basement (<- Untergeschoss, bei uns sagt man „Keller“) zur Waschmaschine führte!
Klasse!!!
Genial waren auch die eingebauten Schränke und der riesige Kühlschrank – so einen hatte ich mir schon immer gewünscht!!
Alles war in Ordnung – soweit man es auf die Schnelle beurteilen konnte.
Die Schlafräume waren mit einem hellgrauen und ziemlich dicken Teppich ausgelegt, das musste für die erste Nacht als Bett reichen! Gott sei Dank hatten wir unsere 40x80 Kissen mit in den Flieger genommen, so das wir wenigsten Kopfkissen hatten – als Bettdecke mussten dann eben die Mäntel herhalten…
Wir bekamen die Schlüssel und Richard machte uns den Vorschlag, eben mit uns zum nächsten Supermarkt zu fahren, damit wir morgen früh wenigstens was zum frühstücken hatten!
Wie nett von ihm!!
Er fuhr mit uns zu einem chinesischen Supermarkt, etwa 3 Minuten von unserem Haus entfernt, der noch geöffnet hatte. Wie wir nun erst erfuhren, war gestern hier Thanksgiving - Erntedankfest - gewesen und heute dann auch gleich noch ein Feiertag, da Thanksgiving auf einen Sonntag gefallen war!! Nun waren viele Geschäfte schon geschlossen, die sonst bis 23 Uhr geöffnet waren!
Der Supermarkt war sehr gut sortiert und so kauften wir Kaffee, Toast, Zucker, etwas Wurst, Nutella (!!!), Margarine und Milch – das dürfte erst einmal zum frühstücken reichen!
Er wollte sich morgen aber noch einmal melden.
Da wir hier Strom, Gas, Wasser und Telefon (+ Kable, Internet) selber anmelden mussten, wollte er uns die Telefonnummern der verschiedenen Anbieter vorbeibringen!!
Er wünschte uns noch eine gute, erste Nacht und ging.
So.
Da waren wir nun!
Endlich in Kanada und endlich in unserem neuen Haus!
Mir fiel ein Spruch meiner Oma ein: Was lange währt, wird endlich gut!
Und so war es nun auch – alles war erst einmal gut!